Andreas Niedermaier und Bürgermeister Volker Oehlenschläger
Nur wer verändert, kann erhalten
Andreas Niedermaier und Bürgermeister Volker Oehlenschläger
Große Veränderung beginnt im Kleinen. Auch die Energiewende ist in der Praxis ein Projekt, das vor allem auf kommunaler Ebene umgesetzt wird. Entscheidend für den Erfolg ist dabei die vertrauensvolle Kooperation von Energiedienstleister und Gemeinden – betonen auch Andreas Niedermaier, Vorstand Personal und Infrastruktur der ENTEGA AG, und Volker Oehlenschläger, Bürgermeister der Gemeinde Fürth im Odenwald.
Große Veränderung beginnt im Kleinen. Auch die Energiewende ist in der Praxis ein Projekt, das vor allem auf kommunaler Ebene umgesetzt wird. Entscheidend für den Erfolg ist dabei die vertrauensvolle Kooperation von Energiedienstleister und Gemeinden – betonen auch Andreas Niedermaier, Vorstand Personal und Infrastruktur der ENTEGA AG, und Volker Oehlenschläger, Bürgermeister der Gemeinde Fürth im Odenwald.
Ich habe lieber Ziele als Visionen. Die liegen näher.“
Volker Oehlenschlaeger
Herr Oehlenschläger, was hält der Bürgermeister einer Gemeinde im Odenwald von Visionen?
Volker Oehlenschläger: Offen gestanden: nicht allzu viel. Ich habe lieber Ziele als Visionen. Die liegen näher. Und man kann sie messen. Damit fühle ich mich wohler als mit allzu ausgreifenden Vorstellungen.
Denken Sie nicht manchmal darüber nach, wie das Leben in Ihrer Gemeinde Fürth in 20 oder 30 Jahren aussehen soll?
Volker Oehlenschläger: Doch, aber da ist meine „Vision“ vergleichsweise bescheiden. Ich will, dass die Region auch dann noch attraktiv ist für Menschen. Dass sie hier ihre Vorstellungen von einem guten Leben verwirklichen können und damit zugleich für andere Menschen gute Bedingungen schaffen. In Form von Geschäften, Handwerkern, Schulen, Ärzten und allem, was dazugehört – inklusive einer intakten Natur.
Andreas Niedermaier: Womit ja indirekt schon beschrieben ist, welche Rolle uns dabei als Energie- und Infrastrukturdienstleister zukommt. Nämlich: unseren Teil beizutragen zu einer funktionierenden Infrastruktur. Dazu haben wir in den zurückliegenden Jahren eine stabile Grundlage geschaffen. Wir versorgen Fürth mit Gas, mit Strom und seit 2023 auch mit Breitbandtechnologie für schnelles Internet.
Volker Oehlenschläger: So ist es. Und so ist es auch gut. Eine Gemeinde wie Fürth hat in der Verwaltung nicht die personelle Stärke, um sich für jedes einzelne Infrastrukturthema mit jeweils unterschiedlichen Partnern auseinanderzusetzen. Man muss sich das ganz praktisch vorstellen: Wenn hier ein Bagger versehentlich eine Leitung beschädigt, dann bin ich froh, wenn wir einen Ansprechpartner haben, den wir auch schon aus anderen Zusammenhängen kennen und mit dem wir die Sache unkompliziert besprechen können. Nähe und Vertrauen sind ganz wichtige Eigenschaften für eine solche Kooperation.
Wir müssen uns als Partner der Gemeinden und Kommunen, wie aktuell im Konzessionswettbewerb, bewähren.“
Andreas Niedermaier
Bedeutet das nicht andererseits eine starke Abhängigkeit?
Andreas Niedermaier: Das sehe ich nicht so. Wir müssen uns als Partner der Gemeinden und Kommunen, wie aktuell im Konzessionswettbewerb, bewähren. Es gibt da keine Automatismen. Die Stromversorgung ist zum Beispiel eine kommunale Aufgabe. Die Kommune kann die Aufgabe selbst übernehmen oder einen Konzessionär mit der Versorgung der Gemeinde oder Stadt beauftragen.
Volker Oehlenschläger: Für uns zählt die Zuverlässigkeit. Wir müssen uns ganz einfach aufeinander verlassen können. Und so etwas entsteht nicht, wenn man alle paar Jahre die Partnerschaften wechselt.
Andreas Niedermaier: Es würde außerdem auch gar nicht zur Größe und zum zeitlichen Horizont unserer Investitionen passen, mit denen wir es zu tun haben. Da kommt dann doch die „visionäre“ Perspektive wieder zum Tragen. Denn die Anlagen, die wir meistens unter der Erde errichten, sollen mehrere Dekaden ihren Dienst tun und der gewollten Transformation der Infrastruktur, die wir als Energiewende und als Digitalisierung bezeichnen, gerecht werden. Weder das eine noch das andere erledigt man von heute auf morgen.
Volker Oehlenschläger: Tatsächlich gleicht das eher einem Marathon als einem Sprint. Als ich 2009 Bürgermeister wurde, lag der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix in Deutschland bei 17,9 Prozent. Im Jahr 2024 waren es bereits 62,3 Prozent. Einen großen Beitrag hierzu haben die Kommunen durch den Bau von Windrädern und Photovoltaikanlagen vor Ort geleistet. Auch Fürth hat gemeinsam mit der ENTEGA zu dieser Entwicklung durch den Ausbau von Erneuerbare-Energien-Anlagen beigetragen. Die Stromerzeugung in Fürth findet heute vor allem im Windpark Kahlberg statt. Drei große Windräder auf Fürther Gemarkung stellen dort 2024 rund zehn Megawatt Anlagenleistung zur Verfügung. Zusammen mit fast acht Megawatt installierter Leistung an Photovoltaik decken wir damit über das Jahr gesehen nicht nur unseren eigenen Bedarf zu hundert Prozent. Wir liefern im Durchschnitt pro Jahr sogar 25 Prozent mehr, die wir dann ins allgemeine Netz einspeisen. Das rechnet sich für die Umwelt, weil wir damit allein von 2023 bis 2024 rund 3.500 Tonnen CO₂ eingespart haben. Es rechnet sich auch für den Haushalt. Denn über Pachteinnahmen und Einnahmen aus dem Stromverkauf sind wir als Kommune ja beteiligt.
Visionen sind manchmal realistischer, als ihre Kritiker glauben.“
Andreas Niedermaier
Andreas Niedermaier: Man sieht an diesem Beispiel übrigens, dass „Visionen“ manchmal realistischer sind, als ihre Kritiker glauben. Vor dem Bau vieler Windkraftanlagen in unserer Region lautete ein wichtiges Argument, die Standorte seien nicht wirklich geeignet. Der Wind wehe dort nicht oft und nicht stark genug. Heute wissen wir: Im bundesweiten Vergleich des Investors ist zum Beispiel der Windpark Kahlberg einer der effektivsten.
Volker Oehlenschläger: Und das Schönste ist, dass wir für diesen und viele andere Befunde keine langwierigen Gutachten benötigen, sondern nur in den eigenen Computer oder aufs Handy schauen müssen. (Klappt sein Tablet auf.) Der Energiewendemonitor von ENTEGA liefert alle wichtigen Daten und Statistiken in Echtzeit. Ich kann jederzeit sehen, wie viel Strom wo produziert wird und wie viel davon wir in Fürth verbrauchen.
Andreas Niedermaier: Das kann aber nicht nur der Bürgermeister nachsehen. Auch die Bürger können das. Auf diese Weise sorgt der Energiewendemonitor für Transparenz. Er liefert Fakten, wo ansonsten schnell Halbwahrheiten oder Gerüchte die Runde machen, sodass Vertrauen in die Versorgungssicherheit der erneuerbaren Energien entsteht.
Wir sollten uns nicht immer auf das halb leere Glas fokussieren – sondern auch mal feiern, was wir schon erreicht haben."
Volker Oehlenschläger
Energiewende-Modellregion: In Fürth werden Energieinfrastruktur und Innovation verknüpft: Der Windpark Kahlberg (10 MW) und 8 MW Photovoltaik decken lokalen Bedarf und speisen Überschüsse ins Netz. Ein Echtzeit-Energiewendemonitor visualisiert Erzeugungs- und Verbrauchsdaten, Bürger beteiligen sich am Solarpark „Beim Seehof“ – gemeinsam entstehen visionäre Konzepte für eine CO₂-neutrale Versorgung.
Nun geht es bei alledem ja um Strom. Für die ,,Vision“ einer CO₂-freien Energieversorgung müssen wir aber auch auf die Wärmeproduktion schauen. Wie steht es denn da mit den Fortschritten?
Volker Oehlenschläger: Also zunächst einmal finde ich wichtig, dass wir uns in diesen Diskussionen nicht immer auf das halb leere Glas fokussieren, sondern das halb volle in den Blick nehmen. Sprich: dass wir auch mal feiern, was wir schon erreicht haben. Der Anteil Deutschlands am weltweiten CO₂-Ausstoß sinkt kontinuierlich. Und dazu wiederum liefert jede Kommune ihren Beitrag. Der ist für sich genommen im globalen Maßstab klein. Aber das sollte uns nicht entmutigen. Auch nicht beim schwierigen Thema Wärmewende. Hier in Fürth zum Beispiel sind wir, wie alle Kommunen in Deutschland, mit der kommunalen Wärmeplanung befasst. Und da würden auch wir gerne CO₂-freundliche Maßnahmen nutzen wie etwa die Verwertung von Abwärme aus industriellen Anlagen oder ähnliches. Leider sind wir hier aber mit solchen Dingen nicht gesegnet. Für uns ist die Perspektive deshalb ganz klar, und sie lautet: Wärmepumpen. Also die sukzessive Umstellung der Wärmeversorgung von fossilen Energieträgern wie Gas oder Öl auf Strom – und zwar auf möglichst grünen Strom.
Die Zahlen des Energiewende- monitors zeigen, dass Fürth schon heute mehr Strom selber produziert, als es benötigt.“
Andreas Niedermaier
Müssen dazu in der Region noch weitere Windräder und Solaranlagen gebaut werden?
Andreas Niedermaier: Nicht unbedingt. Die Zahlen des Energiewendemonitors zeigen ja, dass Fürth schon heute mehr Strom selber produziert, als es benötigt. In sonnigen und windreichen Zeiten sogar mehr als doppelt so viel. Wichtig wird es werden, dass wir diesen überschüssigen Strom in Zukunft besser speichern als bisher. Dazu testen wir derzeit – auch in Fürth – entsprechende Anlagen. Und es zeigt sich, dass diese Tests unter Praxisbedingungen sehr wichtig sind. Wir erfahren mit ihrer Hilfe zum Beispiel, was bei der Einrichtung sogenannter Quartierspeicher zu beachten ist. Neben dem Flächenbedarf kann es zum Beispiel – bei bestimmten Bauarten der Speicher – auch ein Thema mit Geräuschemissionen geben, die mit der Kühlung zusammenhängen. Das kann dann zu Problemen mit den Anwohnern führen, und man muss schauen, wie sich das lösen lässt.
Volker Oehlenschläger: Denn beim Quartierspeicher geht es ja gerade darum, dass dort die überschüssige Energie aus einem Wohnquartier zentral gesammelt wird. Und das möglichst in unmittelbarer Nachbarschaft, damit möglichst wenig Energie beim Transport über weite Strecken verloren geht. Hier in Fürth lässt sich das an dem zunächst gewählten Standort nicht machen. Das heißt aber nicht, dass wir in Zukunft nicht andere Lösungen finden. Denn auch für uns ist klar: Zentrale Speicherkapazitäten vor Ort sind wichtig, um die Betriebssicherheit für angeschlossene Wärmeanlagen zu garantieren, die mit Strom betrieben werden.
Nur wer permanent Dinge leicht verändert, kann das bewahren, woran ihm liegt.“
Volker Oehlenschläger
Andreas Niedermaier: Unsere Vision als Energieversorger ist jedenfalls klar. Wir wollen bis spätestens 2045 die gesamte Region Südhessen mit klimaneutraler Energie versorgen – und wir sind zuversichtlich, dass wir das auch schaffen. Zum einen, weil wir ganz erheblich investieren, vor allem in die Ertüchtigung der Stromnetze. Genau gesagt: rund eine Milliarde Euro bis 2035. Und das, obwohl wir hier in der Region nur ein Prozent der bundesweiten Fläche bewirtschaften. Zum anderen bin ich optimistisch, weil wir diese Investition an der Seite von Städten und Gemeinden investieren, die eng und sachorientiert mit uns zusammenarbeiten. Aufgrund der in vielen Jahren gewachsenen Vertrauensbeziehungen ziehen wir hier wirklich an einem Strang.
Volker Oehlenschläger: Das jüngste Beispiel ist eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage, die wir gemeinsam entwickeln. Unter dem Namen „Beim Seehof“ wird ein Bürgersolarpark entstehen. Das heißt: Die Bürger können sich bei dem genossenschaftlichen Projekt finanziell einbringen – und werden später an den Erträgen beteiligt.
Andreas Niedermaier: Und auch hier bringen wir gemeinsam den Klimaschutz voran. Auf rund 5,7 Hektar installieren wir eine Leistung von circa sieben Megawatt ausgelegt. Die Anlage produziert pro Jahr rund sieben Millionen Kilowattstunden Strom. Bilanziell deckt das den Jahresbedarf von rund 2.000 Haushalten – und spart rund 3.500 Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr.
Volker Oehlenschläger: So bringen wir die Dinge vorwärts. Stück für Stück. Und immer nach dem Prinzip Evolution statt Revolution. Auch wenn es manchmal mühselig ist: Energiepolitik ist vor allem Kommunalpolitik. Jemand hat mal gesagt: Die wirklichen Verdienste der Kommunalpolitik sind deshalb so schwer sichtbar, weil sie unter der Erde liegen. In Form von Netzen. Netzen für die Telekommunikation, für Wasser und Abwasser oder eben für Strom. Der Ausbau und die Pflege solcher Netze sind die Basis für alles Weitere. Und oft wichtiger als so manches zeitgeistige Vorzeigeprojekt. Die Netze brauchen deshalb unsere volle Aufmerksamkeit und kontinuierliche Verbesserung. Ich sage immer: Nur wer permanent Dinge leicht verändert, kann das bewahren, woran ihm liegt. Wer sich hingegen aus Angst und Sorge vor Veränderungen sträubt, wird am Ende alles verlieren. Das ist in der Politik nicht anders als bei der Eigenheimpflege.
Andreas Niedermaier: Und wenn man so will, ist das ja auch eine Art von Vision: der Erhalt unserer Städte und Kulturlandschaften für kommende Generationen.
Herr Niedermaier, Herr Oehlenschläger – herzlichen Dank für das Gespräch.
Nachhaltigkeitsbericht
ENTEGA ist der Wegbereiter einer modernen Nachhaltigkeit in der deutschen Energiewirtschaft. Das Unternehmen hat ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement implementiert und ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele formuliert. Jährlich berichtet ENTEGA gemäß der Global Reporting Initiative auf dem Berichtslevel G4 core über seine Fortschritte. Mehr dazu finden Sie hier…
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