AN UNSERE
STAKEHOLDER
Geleitwort von Jochen Partsch
GELEITWORT
OBERBÜRGERMEISTER UND AUFSICHTSRATSVORSITZENDER JOCHEN PARTSCH


Über das Geschäftsjahr 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahr 2022 hat uns erneut gezeigt: Die Multi-Krise ist der neue Normalzustand. Selbst wenn der Krieg gegen die Ukraine zu einem Ende kommen sollte, ist die Welt nicht mehr dieselbe wie davor. Die geopolitische Sicherheitslage hat sich fundamental verändert und auch die Klimakatastrophe bleibt eine Bedrohung von globalem Ausmaß. Aus kommunaler Perspektive betrachtet, mag man sich angesichts dieser Umstände schnell hilflos fühlen. Denn richtig ist ja: Was wir hier vor Ort tun oder lassen, hat keinen direkt messbaren Einfluss auf das „große Ganze“. Von Darmstadt aus stoppen wir weder den Krieg noch den Klimawandel.

Trotzdem ist es unsere Pflicht, alles zu tun, was in unserer Macht steht, um Frieden und Klimaschutz zu fördern. Das hat zum einen prinzipielle Gründe, denn das Richtige wird ja nicht dadurch falsch, dass sein Nutzen begrenzt ist. Niemand würde jedenfalls auf dem Fußballplatz sagen: Der rechte Außenverteidiger darf sich an der Seitenlinie zur Ruhe setzen, nur weil sein Beitrag zu einem potenziellen Mannschaftssieg höchstens ein Elftel ausmacht. Es gilt deshalb auch ganz praktisch: Das „große Ganze“ ist die Summe der vielen kleinen Bausteine. Und jeder Beitrag zählt.

Was aber fast noch wichtiger ist: Nur im konkreten Handeln erleben wir, dass wir nicht machtlos sind – und entwickeln neben dem Risikobewusstsein auch ein Gespür für die Chancen, die wir haben. Deshalb setzen wir in der Wissenschaftsstadt Darmstadt auf konkrete Maßnahmen und bringen gemeinsam mit der ENTEGA AG sowie vielen anderen Partnern der Stadtgesellschaft die Energiewende voran: Wir beraten Hauseigentümerinnen und -eigentümer bei der energetischen Sanierung und haben einen neuen „Klimapreis für nachhaltiges Bauen“ ins Leben gerufen, weil wir wissen: Rund 25 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen werden im Bereich der privaten Haushalte ausgestoßen. Wir fördern im Rahmen des kommunalen Photovoltaik-Ausbauprogramms private Photovoltaikanlagen, die beispielsweise an Balkonen angebracht werden können. Schon jetzt leisten sie über 2.500 Kilowatt Peak und sind ein Beispiel dafür, wie bürgerschaftliches Engagement zusammen mit einem attraktiven kommunalen Förderprogramm Klimaschutz effektiv voranbringen kann.

Aber auch auf den ganz großen Dächern rüsten wir uns für die Zukunft: Der SV Darmstadt 98 und ENTEGA bauen auf dem Stadion eine Photovoltaikanlage, die fast so groß ist wie die Rasenfläche. Sie hat eine Leistung von ca. 1,2 Megawatt Peak – genug, um rechnerisch jährlich 450 Haushalte mit Ökostrom zu versorgen und im Vergleich mit dem deutschen Strommix pro Jahr rund 840 Tonnen CO2 zu vermeiden.

Das sind Beiträge, die zählen und die deutlich machen: Es gibt funktionierende Alternativen zur fossilen Energieversorgung, mit denen unsere Welt noch eine Chance hat. Voraussetzung dafür ist aber eine moderne Infrastruktur. Und auch die haben wir gemeinsam mit ENTEGA im zurückliegenden Jahr weiter vorangebracht.

Unter dem Motto „Gemeinsam für Südhessen: Zukunftsprojekt Glasfaser“ unterstützt die ENTEGA AG mit ihren Investitionen die Gigabitstrategie des Landes Hessen, um eine möglichst flächendeckende Versorgung der Städte und Gemeinden in der Region mit der digitalen Glasfasertechnologie zu erreichen. Allein ENTEGA plant für Südhessen Investitionen in Höhe von rund 265 Millionen Euro. Gerade erst wurden auf der Mathildenhöhe in Darmstadt Glasfaserkabel verlegt, um über 320 Gebäude mit rund 2.200 Privat- und 250 Geschäftskunden anzuschließen. Bis 2029 soll das Glasfasernetz großflächig ausgebaut werden – für rund 65 Millionen Euro!

,,Jeder Beitrag zählt.“
Jochen Partsch Jochen Partsch
Oberbürgermeister

Und auch das ist am Ende eine Investition in die Energiewende und den Klimaschutz, denn ohne eine robuste digitale Infrastruktur wird die dezentrale und flexible Energieversorgung der Zukunft nicht funktionieren. ENTEGA hat sich in diesem Zusammenhang erneut als Pionier und Wegbereiter der Energiewende erwiesen – und damit zugleich einen beachtlichen wirtschaftlichen Erfolg erzielt, der wiederum den Bürgerinnen und Bürgern der Region zugute kommt.

Dafür bedanke ich mich im Namen des gesamten Aufsichtsrats sowohl beim Vorstand der ENTEGA AG unter der bewährten Leitung von Dr. Marie-Luise Wolff als auch bei jedem einzelnen Mitarbeiter und jeder einzelnen Mitarbeiterin. Sie alle leisten mit ihrer Arbeit einen besonderen Beitrag nicht nur für das Gemeinwesen hier bei uns, sondern sie leisten auch einen Beitrag zum erfolgreichen Umgang mit den globalen Herausforderungen.

Unterschrift Jochen Partsch

Jochen Partsch

Oberbürgermeister Wissenschafts- und Digitalstadt Darmstadt,
Vorsitzender des Aufsichtsrats

Chancen wagen Ich habe eine große Morgenrunde um den See gedreht. Es gibt ihn, solange ich denken kann. Für uns Kinder bedeutete der See Sommerglück. Einmal hatten wir von meinem Vater ein Schlauchboot bekommen. Es war ein Werbegeschenk und man konnte es zu einer großen Badetasche zusammenfalten, die selbst wir Kinder tragen konnten. Sehnlichst erwarteten wir einen schönen Tag, um mit dem Boot an den See zu kommen. Im Sand bliesen wir es auf und gingen zum Steg. Ich hielt das orangerote Boot im Wasser und ließ meine Brüder Platz nehmen. Erst den kleinen, dann den mittleren. Er hielt sich mit einer Hand am Steg fest, mit der anderen Hand hielt er die Hand des kleinen Bruders. Nun musste ich einen behutsamen Satz in das Boot machen, was mir ohne Nachdenken gelang. Alle drei waren wir leicht, alle drei wollten wir dieses Abenteuer erleben. Daran musste ich denken, als ich heute Morgen auf dem Steg stand. Heute fürchte ich die Algen, die spitzen Steine, den roten Sumpfkrebs und was es sonst noch gibt. Dabei wäre es ganz einfach, zu springen, wenn es nicht all diese Hindernisse in unseren Köpfen gäbe, die uns daran hindern, Chancen zu wagen – die ein Abenteuer bedeuten, das im Kopf bleibt.

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