AN UNSERE
STAKEHOLDER
Geleitwort von Hanno Benz
GELEITWORT
OBERBÜRGERMEISTER UND AUFSICHTSRATVORSITZENDER
HANNO BENZ


Über das Geschäftsjahr 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

wo von „Visionen“ die Rede ist, schleicht sich schnell ein Verdacht ein: der Verdacht von Wirklichkeitsverlust. In dieser Vorstellung haben Visionen wenig mit Fakten, dafür umso mehr mit Phantasie zu tun. Mancher sieht gar Halluzinationen am Werk und rät visionären Menschen den Gang zum Arzt. Dabei ist doch offensichtlich: Ohne Visionen gäbe es keinen Fortschritt. Nicht in Kultur und Kunst. Und auch nicht in Wissenschaft und Technik. Vom Penicillin bis zur Mondlandung, von der Sklavenbefreiung bis zum Mauerfall, von Beethovens Neunter bis zu den Installationen von Joseph Beuys – ohne weit ausgreifende und zugleich konkrete Vorstellungen einer möglichen Zukunft wäre nichts davon jemals entstanden. Das zeigt: Nicht das „Entweder-oder“, sondern das „Sowohl-als-auch“ macht Fortschritt möglich. Er entwickelt sich dort, wo Fakten, konzeptionelles Talent und fachliche Kompetenz zusammenkommen mit Phantasie und kreativem Vorstellungsvermögen. Auf die Mischung kommt es an.

Wo wüsste man das besser als in der Wissenschaftsstadt Darmstadt? Hier sind bahnbrechende Ideen entstanden: Durch die Inbetriebnahme der Centralstation 1888 wurde Darmstadt nach New York und Berlin als dritte Stadt weltweit mit einer flächigen Stromversorgung ausgestattet. Und bis heute erforschen Lehrende und Studierende in der Wissenschaftsstadt Darmstadt neue Zukunftsperspektiven. Visionäre Kraft ist ein Markenzeichen der Stadt Darmstadt – weit über die Wissenschaft hinaus. Die feste Überzeugung, dass Fortschritt machbar und eine bessere Zukunft gestaltbar ist, eint die Stadtgesellschaft – auch über politische Differenzen hinweg.

Zu tun gibt es dabei genug. Der Zukunftsforscher Matthias Horx spricht von einer globalen „Omnikrise“, die viele miteinander verwobene Krisen umfasst. Er betont, dass wir Herausforderungen wie Klimawandel, geopolitische Spannungen, soziale Ungleichheit und technologische Umbrüche nicht isoliert betrachten können. Die Omnikrise erfordere vielmehr, aus Krisen Chancen zu entwickeln, innovativ zu denken und eine positive Zukunftsvision zu entwerfen.

Und genau das geschieht in Darmstadt. Zum Beispiel in der Frage der Energie- und Wärmeversorgung. Mit der ENTEGA haben wir einen Partner an unserer Seite, der seit vielen Jahren beweist: Ökonomischer Erfolg, Sicherheit in der Versorgung und klimapolitischer Fortschritt müssen kein Widerspruch sein. Ganz im Gegenteil: Die konsequente Investition in den Fortschritt Richtung erneuerbare Energien zahlt sich aus. Für alle. Für die Bürger, die sicher und bezahlbar mit Energie versorgt werden, für die Umwelt, die mit spürbar weniger CO₂ belastet wird, und für die Stadtkasse, die auf verlässliche Einnahmen dringend angewiesen ist. Diese Kooperation zeigt beispielhaft, was den kommunalen „Spirit“ ausmacht, wenn es darum geht, aus Visionen Wirklichkeit zu machen. Nämlich: den Geist der Gemeinsamkeit und des pragmatischen Handelns. Treffend beschrieben hat ihn vor einigen Jahren der US-Soziologe Benjamin Barber. Unter dem Titel „Wenn Bürgermeister die Welt regierten“ stellt er fest: „Um zu überleben und zu gedeihen, müssen Städte pragmatisch und lösungsorientiert sein, vernetzt, kooperativ und kreativ.“

Durch die Inbetriebnahme der Centralstation 1888 wurde Darmstadt nach New York und Berlin als dritte Stadt weltweit mit einer flächigen Stromversorgung ausgestattet.“
Portrait von Hanno Benz Hanno Benz
Oberbürgermeister

Und er stellt klar: „Doch Kreativität und Vorstellungskraft sind nicht nur Treiber hinter Innovation, Handel und Kultur, sondern auch Motoren für die Demokratie.“

Damit beleuchtet Barber einen Zusammenhang, der leicht übersehen wird: Nur wenn es gelingt, reale Probleme gemeinsam zu lösen, kann gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingen. Auch in schwierigen Zeiten. Beispielsweise wird das Defizit der kommunalen Haushalte in diesem Jahr deutschlandweit mindestens 13,2 Milliarden Euro betragen, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die aktuell schwache Konjunktur sorgt für massive Einbrüche bei den Steuereinnahmen. Leider auch in Darmstadt.

Gleichzeitig steigen die Ausgaben in unserer wachsenden Stadt – und zwar rapide. Allein Wärmewende und die Mobilitätswende erfordern Infrastrukturmaßnahmen, die Milliarden kosten werden.

Wir sind deshalb froh, dass die ENTEGA auch bei der Bewältigung dieser Herausforderungen an unserer Seite steht. So ver­zahnen wir derzeit etwa unsere städtischen Maßnahmen mit der ENTEGA als Betreiber der Infrastruktur. Um Synergien zu heben und Kosten zu senken.

Auf diese Weise organisieren wir nicht nur das nachhaltige Wachstum unserer Stadt und unserer Region. Wir tragen auch gemeinsam dazu bei, die Demokratie zu stabilisieren und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Beides ist ohne eine starke kommunale Daseinsvorsorge nicht möglich. Und die lässt sich nur gemeinsam gestalten. Mit starken Partnern wie der ENTEGA.

Unterschrift Hanno Benz

Hanno Benz

Oberbürgermeister
Wissenschaftsstadt Darmstadt,
Vorsitzender des Aufsichtsrates