DAS
GESCHÄFTS­JAHR
Auszug aus dem Konzernlagebericht
und dem Konzernabschluss.
AUSZUG
KONZERNLAGE­BERICHT

Rahmenbedingungen

Im Rahmen einer Formulierungshilfe zur Novelle des Raumordnungsgesetzes wurde im Januar die Umsetzung einzelner Vorgaben aus der EU-Notfall-Verordnung zur Beschleunigung des Erneuerbare-Energien-Ausbaus in nationales Recht verabschiedet. Damit wurden die Weichen gestellt, um die Ausbaulücken für die Windenergie in den kommenden zweieinhalb Jahren erheblich zu verringern und gleichzeitig den Artenschutz zu wahren und den Netzausbau zu beschleunigen.

Im September 2023 wurde das Gebäudeenergiegesetz verabschiedet. Hiermit leitete die Bundesregierung den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen ein. Spätestens ab Mitte 2028 wird die Nutzung von mindestens 65 % erneuerbarer Energie für alle neuen Heizungen verbindlich – eng gekoppelt an die kommunale Wärmeplanung. In den meisten Neubauten müssen Heizungen bereits ab dem 1. Januar 2024 mit 65 % erneuerbarer Energie eingebaut werden. Für alle anderen Gebäude gelten großzügige Übergangsfristen und verschiedene technologische Möglichkeiten. Zudem soll der Heizungstausch umfassend staatlich gefördert werden.

Im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz stand auch die Verabschiedung des Entwurfs zum Wärmeplanungsgesetz. Die Wärmeplanung ist für Kommunen, für Bürger und die Energiebranche die zentrale Planungshilfe, um die Wärmewende effizient und effektiv umzusetzen. Sie setzt den Rahmen für die künftig verfügbaren Infrastrukturen, das Rückgrat der zukünftigen klimaneutralen Wärmeversorgung.

Für die Bereiche Photovoltaik, Wind onshore und Stromspeicher wurde seitens der Bundesregierung jeweils eine neue Strategie vorgestellt.

Mit der PV-Strategie sollen die Ausbauziele des Koalitionsvertrags von 215 Gigawatt (GW) im Jahr 2030 erreicht werden. Die Strategie enthält Maßnahmen in insgesamt elf Handlungsfeldern und reicht von Maßnahmen im Bereich der Energiepolitik bis hin zu den Themen Fachkräftesicherung, industrielle Wertschöpfung in Europa und Technologieentwicklung. Zur wirksameren Verzahnung von Energie- und Steuerrecht ist eine Zuordnung von Freiflächen mit PV-Anlagen zum land- und forstwirtschaftlichen Betriebsvermögen vorgesehen sowie die geplante bundesweite Öffnung der sogenannten benachteiligten Gebiete für PV-Freiflächenanlagen, die wenig ertragreiche Böden haben und aktuell rund 50 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland umfassen.

Die Stromspeicher-Strategie soll den effizienten Ausbau und Einsatz von Stromspeichern anreizen, da auch für diese ein überragendes öffentliches Interesse gelten sollte. Mit der Umsetzung einer Fristverlängerung der Netzentgeltbefreiung konnte sichergestellt werden, dass nur beim finalen Letztverbraucher alle Abgaben und Umlagen in gesetzlicher Höhe geleistet werden und nicht bei der Zwischenspeicherung von Strom.

Die Windenergie-an-Land-Strategie soll bis 2030 rund 115 Gigawatt an installierter Leistung gewährleisten. Dafür ist ein Zubau von 10 Gigawatt pro Jahr notwendig und soll unter anderem durch Bereitstellung von mehr Flächen und qualifizierter Fachkräfte – auch für die Genehmigungsbehörden – erreicht werden.

Im Jahr 2023 betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamts die Brutto-Stromerzeugung 514,6 TWh, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 63,3 TWh entspricht. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger kommt dabei auf 52,0 %.

Der vorläufige Stromverbrauch (Netzlast) ist laut Bundesnetzagentur auf 456,8 TWh (endgültige Netzlast 2022: 482,6 TWh) gesunken. Die Reduzierung des Stromverbrauchs ist auf einen Nachfragerückgang zurückzuführen als Folge der eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Lage. Wegen der höheren Einspeisung erneuerbarer Energieträger im Jahr 2023 stieg der Anteil der regenerativen Stromerzeugung an der Netzlast von 48,4 % auf 55,0 %.

Der Stromspotpreis fiel im Jahr 2023 wegen der gesicherten Gasversorgung durch alternative Quellen zum russischen Import und dem milden Winter 22/23 deutlich. So entwickelte sich der Preis am Großhandelsmarkt für die Lieferung im nächsten Frontjahr von über 200 Euro/MWh zu Beginn des Jahres auf unter 100 Euro/MWh im Dezember 2023. Der Haupttreiber hierfür war die sich entspannende Versorgungssituation nach dem Schock durch den Überfall Russlands auf die Ukraine und die damit zusammenhängenden Turbulenzen an den Brennstoffmärkten. Ein weiterer wichtiger Einfluss auf die sich im Verlauf des Jahres reduzierenden Strompreise war die herausragende Einspeisung mit erneuerbaren Energien, die im Jahr 2023 (lt. SMARD) einen Spitzenwert von 55,0 % der Netzlast erreicht hat, sowie die stabile Erzeugung der französischen Kernkraftwerke.

Die durchschnittlichen Haushaltsstrompreise sind hingegen 2023 gegenüber dem Vorjahr gestiegen, wenn auch mit fallender Tendenz im Jahresverlauf. Hauptgründe hierfür waren höhere Kosten für Beschaffung und Vertrieb sowie Netzentgelte.

Ebenfalls rückläufig war der Erdgasverbrauch infolge der warmen Temperaturen und nochmaliger Verbrauchseinsparungen bei den Endkunden. Allein bei den Standardlastprofilkunden im Haushaltsbereich und bei kleinen bis mittleren Gewerbekunden wurden temperaturbereinigt im Jahr 2023 16,4 % weniger Gas verbraucht als im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch 2018 – 2021.

Das schnelle Befüllen und damit vorzeitige Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Gasspeicherfüllstände, um einen kalten Winter durchstehen zu können, kombiniert mit der stabilen LNG- und Pipelineversorgung, ließ die Erdgaspreise im Vergleich zu 2022 deutlich fallen. Anfang Januar 2023 lag der Preis am Spotmarkt für die Lieferung am nächsten Tag noch bei über 70 Euro/MWh und fiel dann auf unter 24 Euro/MWh Anfang Juni 2023, um am Jahresende mit ca. 30 Euro/MWh aus dem Markt zu gehen. Ein weiterer Faktor für das geringe Preisniveau war die schwache Nachfrage aus China nach LNG infolge einer schwächeren Wirtschaftsleistung und milder Temperaturen im Winter. Weltweit wirkte sich zudem der Kampf gegen die Inflation auf die Wirtschaft aus und sorgte für eine geringere Energienachfrage.

Die Reduzierung bei den Erdgaspreisen im Haushaltskundenbereich ist größtenteils auf die geringeren Kosten für Beschaffung und Vertrieb zurückzuführen. Leicht preisreduzierend wirkte sich zudem die seit 1. Oktober 2022 gesunkene Mehrwertsteuer aus.

Geschäftsverlauf

Das Geschäftsjahr 2023 wurde wie schon das Vorjahr stark von den Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Energiemärkte geprägt. Auch wenn die Preise auf den Energiemärkten im Jahresverlauf rückläufig waren, lagen sie im Jahres durchschnitt auf sehr hohem Niveau. Die hieraus resultierenden ordnungspolitischen Eingriffe erforderten tiefgreifende Änderungen in Vertriebs- und Beschaffungsvorgängen unter hohem Zeitdruck. Hinzu kam eine weiterhin rückläufige Nachfrage nach Strom, Gas und Wärme durch die notwendig gewordenen Einsparmaßnahmen der Unternehmen und Verbraucher.

Diesen Herausforderungen zeigte sich der ENTEGA-Konzern mehr als gewachsen. Die Leistungsfähigkeit des ENTEGA-Konzerns zeigt sich auch in der erfreulichen Entwicklung der zentralen finanziellen Leistungsindikatoren. Hierbei handelt es sich um die Kennzahlen EBIT (Jahresüberschuss vor Steuern sowie Zinserträgen und -aufwendungen) und Konzerngewinn. Das EBIT des Konzerns liegt mit 190,1 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 90,7 Mio. Euro und dem Planwert von 105,0 Mio. Euro. Vor dem Hintergrund der sehr herausfordernden Rahmenbedingungen ist dieses Ergebnis ein beeindruckender Erfolg für den Konzern. Dies gilt auch für den Konzerngewinn, der mit 127,4 Mio. Euro um 93,0 Mio. Euro über dem Wert des Vorjahres liegt und damit um 90,5 Mio. Euro höher als geplant ausfällt.

Im Bereich der regenerativen Erzeugung befanden sich zum Bilanzstichtag insgesamt Erzeugungskapazitäten von 305,1 MW in Bau oder Betrieb unter ENTEGA-Eigentum bzw. -Management. Gemäß der fortgeschriebenen Konzernstrategie des regionalen und nationalen Ausbaus der regenerativen Erzeugungskapazitäten wurden im Berichtsjahr eine Windenergieanlage (Haiger 2) mit einer Leistung von 4,2 MW als Erweiterung zum Windpark Haiger 1 und der gemeinsam mit der Enovos Renewables GmbH in direkter Nachbarschaft zum Bestandspark in Leiwen projektierte PV-Park Leiwen II mit einer Leistung von insgesamt 11,3 MWp in Betrieb genommen.

Im Berichtsjahr sind vielfältige Fortschritte im Rahmen der Wärmeplanung erzielt worden. Schwerpunkte lagen dabei auf der Wärmebedarfsplanung, Potenzialermittlung sowie Ermittlung möglicher Ausbaupfade als Vorbereitung der im Folgejahr zu entwickelnden Transformationsplanungen. Zudem wurde mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt die Zusammenarbeit für die bevorstehende Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung intensiviert.

Das im Jahr 2022 vom Gesetzgeber beschlossene Entlastungspaket, welches unter anderem eine temporäre Mehrwertsteuersenkung auf Gas und Wärme, die Dezember-Soforthilfe Gas und Wärme sowie die Strom-, Gas- und Wärmepreisbremse enthält, hat wie alle anderen Energieversorger auch den ENTEGA-Konzern in der Umsetzung vor Herausforderungen gestellt. Die Energiepreisbremsen konnten fristgemäß zum 1. März 2023 eingeführt werden. Die Abschlagszahlungen für Strom, Gas und Wärme wurden um die sich aus den Preisbremsen ergebenden Entlastungen gesenkt.

Die deutschen Stromnetzbetreiber übermitteln der BNetzA gemäß § 52 EnWG jährlich einen Bericht über die in ihrem Netz aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen. Die BNetzA ermittelt aus diesen Meldungen den sog. SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenem Letztverbraucher eines Kalenderjahres widerspiegelt. In Deutschland lag die durchschnittliche Unterbrechungsdauer im Jahr 2022 bei 12,20 Minuten (2021: 12,70 Minuten), im Netzgebiet der e-netz belief sich dieser Wert im Jahr 2022 auf 4,83 Minuten (2021: 4,30 Minuten) und lag damit weiter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

An der ENTEGA Kommunale Beteiligungsgesellschaft GmbH, über die sich Kommunen mittelbar an der e-netz Südhessen AG beteiligen können, wurden im Rahmen der dritten Erwerbsrunde des Beteiligungsmodells „KommPakt“ erneut Anteile zum Erwerb angeboten. Drei der bereits beteiligten Konzessionskommunen haben dabei weitere Anteile in Höhe von 10,376 % erworben. Insgesamt wurden damit zum 31. Dezember 2023 von 22 Kommunen 74,568 % der Anteile an dieser Gesellschaft gehalten. Die ENTEGA AG hält somit 25,432 % der Anteile.

Im Bereich Telekommunikation trieb der Konzern über seine Tochtergesellschaft ENTEGA Medianet GmbH den Glasfaserausbau in Darmstadt und den umliegenden Landkreisen weiter voran. Im Geschäftsjahr 2023 wurden bspw. in Darmstadt für sieben weitere Ausbaubereiche die Baugenehmigungen erteilt, ein Bereich wurde fertiggestellt, acht weitere befinden sich im Ausbau.

Zum 1. Oktober 2023 erfolgte der Umzug der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geschäftsfelds „IT-Services & Abrechnung“ in das neue Verwaltungsgebäude in der Frankfurter Straße. Das fünfgeschossige Gebäude hat eine Bruttogesamtfläche von rund 11.500 Quadratmetern und bietet Platz für 320 Arbeitsplätze. Es entspricht den Standards eines KfW-Effizienzhauses, die ab 2025 den gesetzlichen Energiestandard für Neubauten in Deutschland darstellen werden.

Analyse der Ertragslage des Konzerns

Auch das Jahr 2023 war von den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Energiemärkte und den hieraus resultierenden Maßnahmen seitens Staat und Verbraucher geprägt. Vor diesem Hintergrund konnte sich der ENTEGA-Konzern positiv im Markt behaupten. Dies zeigt sich auch in den abgesetzten Mengen, die aus Sicht des Konzerns maßgebliche nichtfinanzielle Leistungsindikatoren darstellen.

2023
GWh
2022
GWh
Differenz
GWh
Differenz
%
Absatz Strom 6.200,4 6.032,1 +168,3 +2,8
Absatz Gas 5.076,4 6.008,6 −932,2 −15,5
Handelsmengen Strom 5.711,5 4.353,1 +1.385,4 +31,2
Handelsmengen Gas 724,6 402,7 +321,9 +79,9
Durchgeleitete Mengen Strom 3.058,8 3.247,1 −188,3 −5,8
Durchgeleitete Mengen Gas 5.796,4 6.341,2 −544,8 −8,6
Erzeugt Menge Strom1 451,3 392,0 +59,3 +15,1
Absatz Wärme 266,2 284,8 −18,6 −6,5
1 Beinhaltet die onshore erzeugte Menge inkl. 100 % der Menge aus assoziierten Unternehmen.

Der ENTEGA-Konzern generierte im Geschäftsjahr 2023 eine Gesamtleistung (Umsatzerlöse, Bestandsveränderungen und aktivierte Eigenleistungen) von 4.054,8  Mio. Euro, die sich wie folgt zusammensetzt:

2023 Mio.
Euro
2022 Mio.
Euro
Differenz
Mio. Euro
Differenz
%
Umsatz GF Vertrieb 2.238,3 1.733,6 +504,7 +29,1
Umsatz GF Handel 1.208,8 814,7 +394,1 +48,4
Umsatz GF Netze 269,9 239,8 +30,1 +12,6
Umsatz GF ÖRB 78,3 75,0 +3,3 +4,4
Umsatz GF Erzeugung 125,6 77,3 +48,3 +62,5
Umsatz Sonstige GF 99,6 81,8 +17,8 +21,8
Bestandsveränderung 12,6 9,7 +2,9 +29,9
Aktivierte Eigenleistung 21,7 16,4 +5,3 +32,3
Summe Gesamtleistung 4.054,8 3.048,3 +1.006,5 +33,0

Der Materialaufwand stieg im Vorjahresvergleich proportional zur Gesamtleistung um 850,4 Mio. Euro bzw. 32,3 % auf 3.480,2 Mio. Euro. Damit konnte durch das höhere Leistungsniveau im Jahr 2023 ein um 156,1 Mio. Euro höherer Rohertrag erwirtschaftet werden.

Die sonstigen betrieblichen Erträge in Höhe von 30,7 Mio. Euro (Vorjahr 22,9 Mio. Euro) beinhalten u. a. die Buchgewinne aus dem Abgang von Sachanlagen, die 2022 um 2,7 Mio. Euro höher ausfielen. Gegenläufig stiegen die Erträge aus Rückstellungsauflösungen (+7,8 Mio. Euro) und die Erträge aus Schadensersatz (+2,8 Mio. Euro).

Im ENTEGA-Konzern belaufen sich die Personalaufwendungen des Geschäftsjahres 2023 auf insgesamt 214,3 Mio. Euro, was einen Anstieg zum Vorjahr von 12,3 Mio. Euro bzw. 6,1 % darstellt. Während sich die durchschnittliche Mitarbeiteranzahl inklusive Auszubildender von 2.150 auf 2.235 erhöhte, ist diese Zunahme auch das Ergebnis aus Tarifentwicklung und Einmalzahlungen sowie der Berücksichtigung höherer Inflationsraten in der Bewertung von Pensionsrückstellungen. Gegenläufig machte sich die Anhebung der Leitzinsen im Euroraum bemerkbar, da hierdurch der Rechnungszins für die Rückstellungsbewertung im Jahr 2023 erstmals wieder leicht anstieg.

Die planmäßigen Abschreibungen des Geschäftsjahres 2023 lagen um 3,5 Mio. Euro über dem Niveau des Vorjahres, während die außerplanmäßigen Abschreibungen um 1,1 Mio. Euro niedriger ausfielen.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind 2023 mit 122,0 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr um 15,6 Mio. Euro bzw. 14,6 % gestiegen. In höheren Aufwendungen für Werbung und Marketing zeigt sich der wieder auflebende Wettbewerb im Energievertrieb. Die Aufwendungen für Mieten und Pachten stiegen u. a. durch höhere Mieten für Hard- und Software sowie den Verbrauch einer Rückstellung im Vorjahr. In den Reparaturen und Instandhaltungen sind im Wesentlichen Reparaturmaßnahmen im Windpark Stillfüssel und erhöhte Instandhaltungsaufwendungen am Standort Dornheimer Weg ursächlich für einen Anstieg.

Die wesentlichen Veränderungen im Beteiligungsergebnis (-34,5 Mio. Euro zum Vorjahr) ergeben sich aus geringeren Jahresüberschüssen bei assoziierten Unternehmen sowie aus Abschreibungen auf die Ausleihungen an eine Minderheitsbeteiligung.

In einer zusammenfassenden Betrachtung des EBIT übersteigen die positiven Effekte in Rohertrag und den sonstigen betrieblichen Erträgen bei Weitem die höheren Aufwendungen in den weiteren Kostenarten sowie den Rückgang des Beteiligungsergebnisses. Somit fällt dieser zentrale Leistungsindikator mit 190,1 Mio. Euro deutlich höher als der Vorjahreswert von 90,7 Mio. Euro aus. Der Planwert wird damit um 85,1 Mio. Euro überschritten, was ebenfalls im Wesentlichen auf einen höheren Rohertrag aus der risikominimierenden Umstellung auf kurzfristigere Preisbindungen in Vertrieb und Beschaffung sowie auf Rückstellungsauflösungen in den sonstigen betrieblichen Erträgen zurückzuführen ist. Dies überkompensiert gegenläufige Effekte in den Personalaufwendungen und dem Beteiligungsergebnis aus den bereits erläuterten Sachverhalten sowie der Risikovorsorge in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen.

Der Konzerngewinn liegt mit 127,4 Mio. Euro um 93,0 Mio. Euro bzw. 270,4 % über dem Vorjahreswert. Im Vergleich zum geplanten Wert fällt dieser finanzielle Leistungsindikator um 90,5 Mio. Euro höher aus. Neben den auf das EBIT wirkenden Effekten macht sich auch im Planvergleich ein höherer Steueraufwand aufgrund des höheren Vorsteuerergebnisses bemerkbar, was durch höhere Zinserträge aus Festgeldanlagen und einen positiven Bewertungseffekt in den latenten Steuern annähernd ausgeglichen wurde.

Ausblick

Trotz der vielfältigen geopolitischen Krisen und Spannungen und neuer nationaler Herausforderungen, wie der Anpassung der Finanzplanung des Bundes aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts, wird davon ausgegangen, dass die belastenden Einflüsse in 2024 tendenziell nachlassen. Hauptsächlich durch wieder steigende Reallöhne und die positive Arbeitsmarktentwicklung wird eine binnenwirtschaftliche Erholung erwartet.

Die nachfolgenden Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung des ENTEGA-Konzerns sowie der ENTEGA AG stehen unter der Prämisse, dass es zu keiner erneuten Verknappung der Rohstofflieferungen nach Europa kommt. Doch auch in diesem Fall steht die gesamte Branche vor erheblichen Herausforderungen aufgrund der weiterhin erhöhten Energiebeschaffungspreise. An den Märkten für Gas und Strom ist angesichts vielfältiger Unsicherheiten mit hohen Volatilitäten der Preise zu rechnen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass das Vorkriegsniveau dauerhaft wieder erreicht wird. Maßgeblich verändern wird den Energiemarkt erst ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch das Energiesparen werden Haushalte und Unternehmen im Jahr 2024 beibehalten und ganz allgemein viel bewusster mit ihrem Energieverbrauch umgehen.

Im Geschäftsfeld Erzeugung wird im Jahr 2024 der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die dezentrale Energieerzeugung hauptsächlich über die Kopplung des Strom- und Wärmesektors weiter ausgebaut. In diesem Zusammenhang sollen die regenerativen Geschäftsaktivitäten weiterhin durch die Entwicklung vielversprechender Wind-onshore- und Photovoltaik-Standorte erweitert werden. Hierfür wird die Sicherung regionaler und nationaler Standorte zu Planung, Bau und Betrieb von Windparks, auch in Zusammenarbeit mit strategischen überregionalen Partnerschaften, weiterverfolgt. Dieser Stromproduktionsausbau soll durch weitere, überwiegend dezentrale Erzeugungs- und Netzerweiterungen ergänzt werden. Hierzu gehören vor allem die Erzeugung über nachhaltige Technologien aus erneuerbaren Quellen und als Übergangslösung hocheffiziente KWK-Energiezentralen sowie der Ausbau von Infrastrukturmaßnahmen für die Objekt- und Quartierversorgung. In den kommenden Jahren wird die Entwicklung einer ganzheitlichen Wärmestrategie zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele sowohl für die Bestands- als auch zukünftige Wärmeinfrastruktur weiterhin ein Schwerpunktthema darstellen. Die komplexen Analysen und die Entwicklung der Realisierungspfade sollen in den kommenden Jahren unter enger Verzahnung mit regionalen Initiativen wie der kommunalen Wärmeplanung erarbeitet werden.

In den Geschäftsfeldern Vertrieb und Handel wird die Dekarbonisierung neben der Digitalisierung und der flexiblen Energieversorgung der beherrschende Megatrend sein, der die Stoßrichtung für zukünftige Entscheidungen und Strategien im Jahr 2024 setzen wird. Der Fokus in Energiebeschaffung und Vertrieb liegt auch in Zukunft auf grünen Energieprodukten und -lösungen. Dem Einkauf von Green PPAs sowie den dazugehörigen Dienstleistungen für Industriekunden mit der Rolle eines Energiemanagers werden dabei großes Potenzial eingeräumt.

Das Geschäftsfeld Netze wird sich in den kommenden Jahren weiterhin am vorgezeichneten Effizienzpfad der Regulierung für die Strom- und Gasverteilung ausrichten. Von wesentlicher Bedeutung bleiben die Ergebnisse für die Erlösobergrenzen in den Sparten Gas und Strom. Hier werden im Jahr 2024 die Effizienzwerte für die 4. Regulierungsperiode aus dem Effizienzvergleichsverfahren sowie die Festlegung der generellen sektoralen Produktivitätsfaktoren erwartet. Die 4. Regulierungsperiode in der Sparte Gas begann bereits zum 1. Januar 2023, in der Sparte Strom war dies zum 1. Januar 2024 der Fall.

Darüber hinaus werden intensiv die weiteren Weichenstellungen der Bundesregierung für eine zukunftsfähige Energieversorgung hinsichtlich Chancen und Risiken für das Geschäftsfeld Netze beobachtet und analysiert. So wird die e-netz Südhessen AG die bereits erarbeiteten regionalen Zielnetzplanungen für das Stromnetz kontinuierlich an der Entwicklung der konkreten Rahmenbedingungen spiegeln und entsprechend adjustieren. Für das Gasnetz wird Anfang des Jahres 2024 der Fokus auf die Weiterentwicklung der Zielnetzplanung Gas gelegt. Ziel ist es, anhand von zwei Szenarien und unter Berücksichtigung der derzeitigen Gasnetzinfrastruktur einen Transformationspfad zu Wasserstoff bis 2045 aufzuzeigen.

Schon im Verlauf des kommenden Jahres werden zudem zahlreiche Bewerbungsverfahren zum Erhalt der Strom- und Gaskonzessionen in den Bestandsgebieten erwartet. Die e-netz Südhessen AG wird auf der Grundlage der im Vorjahr getroffenen Vorbereitungen gemeinsam mit der ENTEGA AG bei den Bewerbungen als Bietergemeinschaft auftreten.

Im Geschäftsfeld öffentlich-rechtliche Betriebsführung wird das MHKW Darmstadt in den Jahren 2023 bis 2028 umgebaut und modernisiert werden. Es besteht aktuell aus drei Verbrennungslinien mit einer Kapazität von derzeit 238.280 Mg/a. Der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) plant den Ersatz der Linie 2 durch eine größere Linie 4 und den Rückbau der Linie 1 sowie die Errichtung einer Klärschlamm-Monobehandlungsanlage. In der neuen Linie 4 und der Linie 3 sollen zukünftig insgesamt 225.000 Mg/a Abfall thermisch verwertet werden. Die neu errichtete Linie 4 soll im zweiten Schritt um einen Drehrohrofen zur Klärschlamm-Monobehandlungsanlage von 60.000 Mg/a ergänzt werden. Der Genehmigungsbescheid für das Umbauprojekt wurde am 20. Dezember 2023 durch das Regierungspräsidium erteilt.

Die Konzernplanung geht für das Geschäftsjahr 2024 von Investitionen in Höhe von 205,0 Mio. Euro aus. Verglichen mit den Investitionen des Jahres 2023 in Höhe von 173,3 Mio. Euro ist also eine Ausweitung der Aktivitäten geplant. Die Schwerpunkte der Investitionen werden weiterhin die Versorgungsnetze für Strom, Gas, Wasser, Wärme und Telekommunikation sowie die regenerative Energieerzeugung sein. Die Konzernumsatzerlöse werden sich im Geschäftsjahr 2024 aufgrund der zunehmenden Normalisierung der Energiepreise voraussichtlich auf 2.925,0 Mio. Euro belaufen unter der Annahme, dass die Witterungslage dem langjährigen Mittelwert entspricht und sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie in diesem Abschnitt beschrieben entwickeln. Unter dieser Prämisse wird das EBIT im Jahr 2024 mit 111,3 Mio. Euro voraussichtlich um 41,5 % niedriger ausfallen als im Jahr 2023 und damit wieder an die steigende Ergebnislinie der Jahre bis einschließlich 2022 anknüpfen. Der Konzerngewinn soll annahmegemäß bei 39,9 Mio. Euro liegen.